Aktuelles

Vier Themen beherrschten die diesjährige Mitgliederversammlung des Landesfischereiverbandes Schleswig-Holsteins am 29. Juni 2018: die neuesten Fangempfehlungen des ICES, die Bestandssituation beim Kormoran sowie Einschränkungen bei der Aalfischerei und Anforderungen im Entwurf einer neuen Kontrollverordnung für die Fischerei auf EU-Ebene.

Nach der dramatischen Absenkung der Dorschquote für die Ostseefischer 2017 um 56 % und die Beibehaltung dieser abgesenkten Quote für 2018 sowie einer zusätzlichen Absenkung der Heringsquote um 39 % für 2018 drohen weitere Einschnitte für die Fischer. Der schlechten Nachwuchssituation beim Hering soll im nächsten Jahr mit einem Fangstopp in der Ostsee begegnet werden, wenn den Empfehlungen des jüngsten ICES-Advices gefolgt wird. Dies steht im Widerspruch zu Beobachtungen der Fischereibetriebe, die vor Ort reichlich Heringsnachwuchs beobachten konnten. Durch eine Absenkung wird darüber hinaus der Heringsfischerei das MSC-Siegel wieder aberkannt, was sich in der Folge vermarktungstechnisch negativ auswirkt.

Zumindest beim Dorsch scheint es eine leichte Entspannung zu geben. Nach dem schlechten Nachwuchsjahrgang 2015 gab es 2016 vielversprechenden Nachwuchs, der ab nächstem Jahr in die Fischerei eingewachsen sein wird und eine deutliche Erhöhung der Fangquote für den westlichen Dorschbestand empfiehlt. Dies ist für die auf die Dorschfischerei spezialisierten Betriebe ein Signal, das positiver in die Zukunft blicken lässt.

Die Angler sollen sich aber weiterhin durch Beibehaltung des Bag Limits in der Dorschlaichzeit an der Ressourcenschonung beteiligen.

Zum Dorschnachwuchs 2018 gibt es derzeit noch keine Erkenntnisse.

Der Schollenbestand zeigt auch weiterhin eine positive Entwicklung, so dass auch hier eine Verdoppelung der Quote empfohlen wird.

Die zugrunde liegenden Zahlen wurden traditionell im Vortrag von Dr. Christopher Zimmermann für die drei wirtschaftlich wichtigsten Fischarten der Ostseefischerei (Dorsch westlich Ostsee, Hering westliche Ostsee, Scholle) erläutert.

Zur gemeinsamen Diskussion um die Situation der Fischerei konnte Lorenz Marckwardt, Vorsitzender des Landesfischereiverbandes Schleswig-Holstein neben zahlreichen aktiven Fischern die Europaabgeordnete Ulrike Rodust sowie zahlreiche Gäste aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Wissenschaft in Rendsburg zum diesjährigen schleswig-holsteinischen Fischereitag begrüßen.

Ein weiteres Thema der Diskussion war die Situation beim Kormoran. Derzeit wird die Ende des Jahres auslaufende Kormoranverordnung diskutiert. Die Fischerei fordert ein europaweites Kormoranmanagement, um die steigenden Zahlen zu limitieren, die nicht zuletzt auch dem Aalbestand und anderen gefährdeten Fischarten zusetzen. Artenschutz darf nicht an der Wassergrenze aufhören! Fischerei und Angler investieren hohe Summen, auch in Verbindung mit anteiligen Fördermitteln, um Fischbestände wieder aufzubauen, die dann als Kormoranfutter enden. MdE Ulrike Rodust bestätigte die Bereitschaft des Europäischen Parlaments zu einem europaweiten Kormoranmanagement, vorausgesetzt ein Bundesminister stellt einen entsprechenden Antrag. Hier konnten in der Vergangenheit noch keinerlei diesbezügliche Aktivitäten verzeichnet werden. In der Versammlung wurde den anwesenden Politikern der Auftrag mitgegeben, die zuständigen Stellen zu aktivieren.

Zum Schutz der Aalbestände wurde als Ergänzung zu bestandsstützenden Besatzmaßnahmen erstmals für den Winter 2018/2019 für die Küstenfischerei ein dreimonatiges Fangverbot festgelegt. Nun gibt es Bestrebungen, in der Elbe ebenfalls einen dreimonatigen Fangstopp festzusetzen. Dies wird von den auf der Elbe fischenden Betrieben vehement abgelehnt. Hier ist Aal eine der wirtschaftlich wichtigsten Fischarten.

Die Fischerei fordert seit Langem die Berücksichtigung und Reglementierung anderer schädigender Einflüsse. Hier wurden bislang noch keinerlei einschränkende Maßnahmen festgelegt.

Auch auf EU-Ebene kommen neue Anforderungen auf die Fischereibetriebe zu. Derzeit wird die bestehende Kontrollverordnung grundlegend überarbeitet. Im Entwurf finden sich weitreichende Anforderungen an die Erwerbsbetriebe, aber auch an die Freizeitfischerei. Die Digitalisierung und die elektronische Übermittlung sämtlicher Fangdaten soll umgesetzt werden. Dokumentation in Papierform wird der Vergangenheit angehören. Eine mögliche Kameraüberwachung an Bord in bestimmten Fischereien ist angedacht, wird von der Fischerei aber abgelehnt.

In der Krabbenfischerei sind die erzielten Fänge nicht den Erwartungen entsprechend, aber Dank stabiler Preise ist die wirtschaftliche Situation auskömmlich. Darüber hinaus wurde in 2017 nach langen Vorbereitungen endlich das MSC.-Siegel verliehen.

Fazit
Die Fischerei ist mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Der Verband wird sich auch in Zukunft konstruktiv in den Dialog mit allen Beteiligten einbringen, um die Interessen seiner Mitglieder angemessen zu vertreten und bei der Erarbeitung von Lösungsansätzen konstruktiv mitwirken.

Im Land zwischen den Meeren gilt es eine lebendige Fischerei in den Häfen zu erhalten und auch für die Zukunft ein hochwertiges und regionales Lebensmittel mit einem hohen Identitätsfaktor für Schleswig-Holstein zu vermarkten.

neu gewählter Vorstand

Der neu gewählte Vorstand des Landesfischereiverbandes Schleswig-Holstein

Dr. Zimmermann

Dr. Christopher Zimmermann

Fotos: Isa-Maria Kuhn