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Gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten a. D. Peter-Harry Carstensen besetzen die Schleifischer am 19. Juli 2017 die Schlei mit Aalnachwuchs.

Maasholm im Juli 2017. Am 19. Juli besetzen die Schleifischer gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten a.D. Peter-Harry Carstensen ihr Heimatgewässer mit 110.000 kleinen Jungaalen. Die Boote mit den kleinen Aalen, von denen jeder gerade einmal 7 Gramm wiegt, starten um 14 Uhr im Hafen von Maasholm. Das sogenannte „Aalutsetten“ wird seit 2010 gemeinsam von Fischern und Anglern organisiert. Zum zweiten Mal dabei sind in diesem Jahr zehn Köche der regionalen Gastronomie. Gekleidet in ihre Arbeitstracht werden sie auf einem Boot ihre Verbundenheit mit der Fischerei anschaulich bekunden.

Im April dieses Jahres hatten die Fischer und Angler schon 280.000 Glasaale, das sind Aale in einer noch früheren Entwicklungsstufe von nur rund 0,33 Gramm, ausgesetzt. Insgesamt werden damit dieses Jahr 390.000 Miniaale in die Schlei entlassen. Ihr Gesamtwert beläuft sich auf 90.500,- EUR. „Diese werden zwar zu 60 Prozent über öffentliche Mittel aus der Fischereiabgabe und dem Europäischen Fischereifonds finanziert, die fehlenden 40 Prozent müssen aber durch private Spenden aufgebracht werden“, erklärt Olaf Jensen, Schleifischer und Mitorganisator. Dabei ist die Gruppe der Förderer breit aufgestellt. Allen voran gehört dazu natürlich die Schleswiger Fischerzunft mit der Gemeinschaft der Fischer aus Arnis, Kappeln und Maasholm, aber auch alle Fischräuchereien an der Schlei, der Kappelner und Schleswiger Angelverein, der Flensburger Fischereiverein, viele Restaurants entlang der Schlei, der Verein „Kiek in de Schlie“, das Internetportal www.fischeinkaufsführer.de, Werften, die Schiffsmotorenwerkstatt Kiesow, der EDEKA Markt aus Kappeln, die Firma Profundus, die Fa. Frydendahl aus Hvide Sande in Dänemark, die Firma Gosch von Sylt, Kieser-Krafttraining aus Hamburg-Altona u. a. Zudem wird der Besatz in diesen Sommer wieder von der „Initiative zur Förderung des Europäischen Aales“ aus Brandenburg/Havel unterstützt, ebenso von den Gemeinden Maasholm, Boren, Ulsnis, Steinfeld, Kosel, Rieseby, Holzdorf, Hasselberg und Damp, sowie den Städten Arnis, Kappeln und Schleswig, den Verbänden der Fischerei und der Angler, der Genossenschaft Küstenfischer Nord usw.

Alle haben erkannt, wie wichtig insbesondere die Kleinfischerei für den Tourismus an der Schlei ist. „Alle, die mitmachen, möchten mit dem Erhalt der Aalfischerei auch ein Stück ihrer Heimat bewahren“, erklärt Jensen das breite Engagement. Und dabei ist die Liste der Unterstützer noch gar nicht zu Ende. Denn auch viele Private wie die Rentnerin aus Arnis, der Doktor aus Süderbrarup oder der Schlosser aus Maasholm geben gerne etwas dazu.

Vor vier Jahren haben die Fischer zudem mit der „GOLDENEN REUSE“, einen Wanderpreis gestiftet.

Geehrt wird hiermit der Einsatz für den Aalbesatz sowie der Einsatz für den Erhalt einer lokalen Kleinfischerei als Erwerbsberuf. Dieses Jahr geht der „Pokal“ an Lorenz Marckwardt. Er ist Fischer aus Eckernförde und hat sich seit Jahrzehnten für seine Kollegen eingesetzt. Im Besonderen ist er seit 1991 Vorsitzender des Landesfischereiverbandes.

Etwas ganz besonderes richtete der letztjährige Preisträger der „Goldenen Reuse“ Norbert Stark im Herbst des letzten Jahres aus. In seinem neuen Restaurant am Hafen in Kappeln wurde ein Sponsorenessen organisiert. Den kompletten Erlös stellte er dem  Aalbesatz zur Verfügung. Die Fische für das Essen wurden von den Fischern, das Bier von der Flensburger Brauerei und der Wein vom Weingut Pfaffmann aus Landau/Pfalz gesponsert. Norbert stellt die Räumlichkeiten, kochte, stellte den Service und organisierte das Ganze. Das Gleiche wird dieses Jahr wieder stattfinden.

Hintergrund: War der Aal früher, neben dem Hering, der Brotfisch der Schleifischer, so hat sein Bestand in den letzten 15 Jahren rapide abgenommen. Die Schleifischer, die 2010 mit dem Besatz starteten, machen dies in der Erkenntnis, dass es ein langer Weg sein wird, um in späteren Jahren einen besseren Aalbestand zu erreichen und sich selbst und zukünftigen Fischern und Anglern wieder gute Fänge bereiten zu können. Ein inzwischen größerer Silberstreifen ist jedoch am Horizont erkennbar. Vermehrt tauchen auch in diesem Jahr in den Reusen und an den Angelhaken Jungaale aus den letztjährigen Besatzaktionen auf. Allerdings brauchen die heute ausgesetzten Winzlinge immer mindestens drei bis vier Jahre, um das Mindestmaß von jetzt 45 cm zu erreichen. Die ersten haben dieses Maß nun. Weiterhin appellieren die Fischer aber an die Vernunft aller Beteiligten, den kleinen Aalen ein Überleben zu ermöglichen.

Kormoran und Aal: Große Probleme bereiten den Fischern weiterhin die Kormorane. Sie erhoffen und erwarten von der Politik weitergehende Maßnahmen. „Wer einmal einen Schwarm von mehreren tausend Kormoranen auf der Schlei beobachtet hat versteht wovon wir reden“ betont Jörn Ross, Ältermann der Holmer Fischerzunft. Es geht den Fischern um die Jungaale, aber auch um die Schleischnäpel und den Zander. Beides sind Edelfische, die kaum eine Chance haben, das Stadium von ungefähr 15 cm zu überleben, ohne von den Vögeln gefressen zu werden. Die schleswig-holsteinische Kormoranverordnung war im April 2016 nur bis Sommer 2017 verlängert worden. Sie soll laut Minister Habeck wieder um ein Jahr verlängert werden und es soll daran anschließend eine neue Verordnung entwickelt werden. Dazu haben die Schleifischer dem Ministerium ihre Vorschläge übermittelt. Speziell fordern die Schleifischer, in Zusammenarbeit mit dem Landesjagdverband, dem Landesfischereiverband, dem Binnenfischereiverband, dem Landessportfischerverband und dem Fischereischutzverband die Einführung eines Kormoranmanagements mit angefügter Kormoranverordnung.

Der AAL gehört zur Schlei wie der Schleswiger Dom zu Schleswig.

Das „Aalutsetten“ wird von der Initiative „Aalusetten in de Schlie“ organisiert, vom Landesfischereiverband“ ausgerichtet und vom „Förderverein für maritime Lebensarten und Lebensformen“ unterstützt.

Kontakt für Presse und Spender:
Fischer Jörn Ross, Schleswig, 04621 / 22192
Fischer Olaf Jensen, Kappeln, 0170 / 4130962
Fischer Armin Lass, Maasholm, 04642 / 6752
Wassersportzentrum Kappeln,  Frank Piotter, 04642 / 7185