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Fischereiminister Robert Habeck informiert sich über freiwillige Netzreduzierung der Stellnetzfischer

ECKERNFÖRDE Als der Fischereiminister des Landes Schleswig-Holstein, Robert Habeck, mithilfe von Fischer Eckhard Michelsen an der roten Markierungsboje das Stellnetz einholt, ist außer einigen Krebsen und Quallen nur ein Butt im Stellnetz hängen geblieben. Doch es hätte auch anders kommen können. Die Ostsee ist auch Lebensraum von Schweinswalen. Und so kann es passieren, dass so manch einer dieser Säugetiere sich in den Stellnetzen der Fischer verfängt und als Beifang verendet.
Jedes Jahr würden rund 150 tote Schweinschwale in dem Gebiet Geltiger Birk, Eckernförder Bucht und westliche Ostsee von Fehmarn gefunden, so Habeck. Einige von ihnen wiesen Verletzungen von Stellnetzen auf. Zum Schutz der Schweinswale haben die Fischer im Dezember 2013 mit dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt sowie dem Ostee Info-Center (OIC) eine freiwillige Vereinbarung für dieses Projektgebiet unterzeichnet, das eine Reduzierung der Stellnetzflächen für die Monate Juli und August vereinbart (wir berichteten. Diese gilt zunächst bis 2017.
Gestern informierte sich der Minister auf einer Fahrt mit dem Fischkutter Ecke 4 über dieWirkungsweise der Vereinbarung. Schiffseigner Eckhard Michelsen peilt seine Markierungsboje an, dessen Daten Marco Knaup und Gernot Gänssle, Mitarbeiter des OIC, auf einem Kontrollboot bereits in einen Laptop eingeben.
Mit den Daten der zweiten Boje werden die beiden später an Land mithilfe einer speziellen Software die tatsächliche Länge des Stellnetzes überprüfen.
Michelsens Ecke4 ist el fMeter lang. Normalerweise darf er ein neun Kilometer langes Stellnetz ausbringen. Aufgrund der freiwilligen Vereinbarung für
Juli und August darf sein Netz jedoch zurzeit nicht länger als vier Kilometer sein.
„Wir befinden uns in einer entscheidenden Phase bei dem Versuch, Fischerei und Naturschutz kompatibel zu machen“, sagt Minister Habeck.
Ziel der Vereinbarung sei es, „belastbare hochkalkulierbare Daten zu haben“.Er erklärt im selben Atemzug, unabhängig vom Ausgang der Untersuchung, sei eine unbedingte Reduzierung des Beifangs erforderlich.
„Diese freiwillige Vereinbarung ist einmalig in Europa“, unterstreicht Lorenz Marckwardt, Vorsitzender des Landesfischereiverbandes das Engagement. „Wir wollen keine Schweinswale und Enten fangen, wir wollen fischen“, begründet er die rund 90-prozentige Zustimmung seiner Mitglieder. In Eckernförde sind zehn Berufsfischer und 20 Nebenerwerbsfischer betroffen. „Der Rest,der nicht mitmacht, sind verbohrte Fischer, die nicht über ihren Tellerrand gucken.“
Die Projektleitung liegt bei dem OIC. „Ich bin optimistisch“, so die stellvertretende Leiterin Hannah Sliwka. „Die Fischer leben diese freiwillige Vereinbarung als ihre.“ Die Zusammenarbeit mit den Fischern sei gut und vertrauensvoll. Zurzeit werde eine anonyme Abgabemöglichkeit von toten Schweinswalen in Form von Vertrauensleuten entwickelt, damit der einzelne Fischer nicht in eine unmoralische Ecke gedrängt werde.
Susanne Karkossa-Schwarz


Quelle: Eckernförder Zeitung vom 23.07.2014